Woran denkt ihr wenn ihr an Japan denkt? An riesige Metropolen? An Sushi? An Atomkraftwerke? An Unmengen von Menschen und überfüllte Straßen?
Das ist nur ein Teil, den Japan ausmacht. Den anderen Teil wollte ich während meiner Tour von Tokio nach Fukuoka erkunden, natürlich wieder per Rad.
Mittlerweile ist meine Radreise allerdings schon zu Ende. Die letzten Tage und Wochen waren nochmal wahrlich turbulent. Am Ende lief aber alles gut und ich bin wohlbehalten als Überraschungsgast auf meinem Bruder seiner Hochzeit aufgetaucht. 🙂
Bis es soweit war konnte ich Japan mit all seiner Schönheit und kulinarischen Genüssen genießen.
Doch es hat etwas gedauert, ehe ich mich auf dieses Land eingestellt hatte. Zu Beginn war es schwierig, da ich es immer mit Neuseeland vergleichen wollte. Nachdem ich aber aus dem Großraum Tokio draußen war ( Das dauerte 234 km. ) und in die Bergwelt Japans eingetaucht war, war alles wieder in bester Ordnung.
Hier hatte es wenigstens wieder ordentlich lange Anstiege, die Straßen waren relativ leer und selbst wenn es mal voll wurde, hatte ich nie das Gefühl, dass es gefährlich war. Der Japaner ist ein sehr vorsichtiger Fahrer, fährt nicht sehr schnell und überholt großräumig.
Geplant waren in Japan um die 1500 Kilometer. Doch es ging so weiter wie es in Neuseeland aufgehört hatte und wurden schließlich kanpp 3000 km. Ich hatte keinen großen Plan und hab alle Empfehlungen die ich unterwegs eingesammelt hatte, beherzt aufgenommen, geprüft und ggf. umgesetzt.
So macht Reisen Spass – völlig flexibel und frei von der Reise „treiben“ lassen.
Das fing bereits in Tokio an als ich mich zusammen mit meinem ersten Host und ihrem radfahrenden Cousin getroffen hatte und er mir die schönen Gebiete in den Alpen empfohlen hat.
Somit landete ich schließlich auf einem über 2700 m hohen Pass und seinem kleinen Bruder auf 2200 m Höhe. Beide Anstiege waren schön lang, verliefen durch schöne Wälder über schmale verkehrsberuhigte Straßen und boten ein 1 A Panorama während der gesamten Auffahrt.
Das Wetter war im Großen und Ganzen auch absolut top. Ich konnte durchweg in Kurz-Kurz fahren und hatte kaum mit Regen zu kämpfen, mit heftigen Gegenwind so gut wie gar nicht.
Maßgeblich für meinen weiteren Tourenverlauf war die nette Bekanntschaft in dem unscheinbarem Ort Hikone, 70km vor Osaka. Hier traf ich auf die Backpackerin Steffi-San. Steffi reiste, wie soll es anders sein bei herrlichen Bekanntschaften, genau entgegen gesetzt. Sie schwärmte von der Insel Shikuko und redete vom „middle of nowhere“. Mir war sofort klar, da muss ich auch hin, prüfte alle Möglichkeiten um auf die Insel zu kommen, rechnete mir den Umweg aus und befand mich Tage später nach Sightseeing in Kyoto und einer kurzen Fährfahrt auf dieser wahrlich „awesome“ Insel.
Zuvor spielte ich mit Steffi noch dieses lustige Spiel, bei dem man im Restaurant einfach irgendwas bestellt und nur hoffen kann, dass es was leckeres ist. In den weniger touristischen Gebieten gibt es auf der Speisekarte keine Bilder sondern nur Schrift – herrliche unlesbare japanische Schriftzeichen. Dieses Spiel funktioniert aber auch gut im Supermarkt. Es gibt kaum bekannte Produkte sodass man, selbst wenn man durch die Verpackung durch gucken könnte, nicht wissen würde, was es ist. Oft hatte ich statt Cokkies, irgendwelches Salzgebäck im Korb oder statt Milch, Joghurt. Joghurt im Kaffee ist was Feines. 🙂
Nichtsdestotrotz habe ich die japanische Küche lieben gelernt. Auf meinem Speiseplan stand viel Soba, Udon, Ramen, Dumplins, Sashimi, Sushi, Okonomeyaki, Tempura – alles in verschiedensten Ausführungen…. . Aber auch das japanische Volk ist mit seiner Kultur, seiner Verhaltensregeln und den unterschiedlichen Traditionen sehr sehr interessant. Betritt man einen Shop, wird man sogleich lautstark begrüßt, alle sind freundlich und zuvorkommend, leider bei großen Leuten wie mich, auch etwas schüchtern. Überall gibt es Tempel und Schreine. Ein Onsen darf ebenfalls nicht fehlen und die Verhaltensregeln innerhalb des Onsens sind strikt einzuhalten. Unzählige male habe ich mir, bevor es in einen Onsen ging, bei Google den „Onsen-Knigge“ durchgelesen um auch wirklich alles richtig zu machen und nicht negativ aufzufallen. Einmal habe ich den Kaltwasserhahn aufgedreht weil das Wasser einfach zu heiß war – wohl ein kapitaler Verstoß, wie sich später heraus stellte 🙂
Auch gibt es für Toiletten extra Hausschuhe, die man drin anzieht und beim Verlassen der Toilette wieder auszieht. Wie oft habe ich das vergessen und bin mit diesen Toilettenschuhen durch die anderen Räume gelaufen. Das hat zum Glück niemand mitbekommen. 🙂
Zurück zur Insel Shikuko.
Diese Insel war sowas wie das Sahnehäupchen meiner Japanreise. Sie ist relativ wenig bevölkert, hat sehr viel schöne grüne Natur zu bieten und natürlich auch einige herrlich lange Anstiege. Da die Regenzeit Anfang Juni drohte, hatte ich allerdings immer das Verlangen voran zu kommen und machte hier so gut wie keinen Ruhetag. Ich wollte einfach nicht auf dieser schönen Insel im Regen rumfahren. Das ist mir dann auch relativ gut gelungen und konnte durchweg Sonne und Hitze genießen. Erst in Hiroshima legte ich wieder einen Ruhetag ein um mir den Ort des Schreckens, den Ort an dem die Atombombe 1945 hoch ging, anzuschauen. Das war sehr ergreifend. Überall Denkmäler, überall Schulkinder die der Toten gedachten und Lieder sangen. Unfassbar, dass Nach wie Vor Atombomben getestet werden.
Danach ging es auf den letzten 4 Etappen zur Insel Kyushu nach Fukuoka, von wo aus ich am 16. Juni zurück nach Deutschland flog und meine „awesome“ Radreise somit erfolgreich beendet war.
Nun sitze ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge at home und blicke zurück auf die schönsten zusammenhängenden 6 Monate meines Lebens. Ich wurde gefragt, ob es was gibt was anders hätte laufen sollen oder was ich gern anders gemacht hätte. Darauf konnte ich ohne zu überlegen ganz klar mit „Nein“ antworten.
Just „No“!
Es gab schöne Zeiten, es gab aber auch schwere Zeiten. Es gab gutes Wetter, es gab aber auch schlechtes Wetter. Es gab nette Bekanntschaften, es gab aber auch weniger nette Bekanntschaften. Mal hatte ich Glück, mal hatte ich Pech. Aber egal wie schlecht irgend etwas lief oder war, es drehte sich stets immer wieder zum Guten. Und die tollsten Dinge passierten wenn man am wenigsten damit rechnete. Nichts passiert ohne Grund und alles hat auch eine Gute Seite.
In diesem Sinne: Keep smiling! 🙂
Euer Musch
PS: Ein Video über Japan ist in Arbeit. Gebt mir Zeit. 😉
Lieber Frank, ist ist wieder ein wunderbarer Bericht.- herzlichen Dank und Willkommen in der Heimat und bei deinen Bienen:-)
Jürgen
Hi Jürgen, Danke!
Bis Bald!
Sehr geehrter Herr Marschler,
toller Blog! Wunderschöne Bilder.
Nur schade, dass Japan so kurz dabei wegkommt.
Alles Gute !
Hallo Frau U.Rsel,
ich kenne Sie doch irgendwo her.
Haben Sie nicht den Dunst über Japan entfernt?
Vielen Dank dafür!